Inzwischen sind wir nun schon seit mehreren Wochen wieder zu Hause und es wird Zeit auf die aufregende Zeit in Curacao zurückzublicken.
Die Delphintherapie dieses Jahr war ja nun schon der zweite Aufenthalt und ich glaube es ist ganz natürlich, dass man nicht umhin kommt Vergleiche zu der Reise 2014 zu ziehen. Die Aufgeregtheit im Vorfeld fiel dieses Jahr zunächst nicht ganz so groß aus, da uns ja viele Sachen schon vertraut waren. Die Organisation lief wieder über Dolphin Aid, was ja 2014 perfekt geklappt hatte.
Außerdem hatten wir ja nun schon ein wenig Erfahrung mit der Fliegerei und waren ganz guter Dinge, dass alles glatt verläuft. Die Planung ist immer das Eine, die Umsetzung dann das Andere.
Zur Unterstützung hatten wir, wie 2014, eine gute Freundin dabei, die Kinderkrankenschwester ist und beide Kinder von Geburt an gut kennt. Eine unbezahlbare Hilfe und Stütze.
Nun ist es aber auch so, dass die Kinder 2 Jahre älter sind, sich die Bedürfnisse zum Teil massiv verändert haben und auch das „Handling“ manchmal nicht mehr ganz so einfach ist.
Jana ist inzwischen Prinzessin und Fabian ein pubertierender Vierzehnjähriger, der seinen Unmut auch mal lautstark mitteilt.
Wie 2014 hatten wir beim Abflug nach Curacao leider Verspätung, diesmal war irgendwas an der Maschine defekt, dass diese gleich komplett getauscht wurde. Dann musste an der getauschten Maschine noch sicherheitshalber ein Rad gewechselt werden. So ging es mit 2 1/2 Stunden Verspätung erst los.
Das war für Fabian in sofern schwierig, da wir die ganze Medikamentengabe nach hinten verschoben hatten, in der Hoffnung, dass er auf dem Langstreckenflug etwas schlafen würde. Durch die Verspätung war er aber sowas von drüber über dem neuralgischen Punkt, den alle Eltern gut kennen. Die Eindrücke am Flughafen, der Flug von Nürnberg nach Düsseldorf und auch die Angespanntheit von uns Eltern haben sich sicherlich auch auf Ihn übertragen. So war der Flug diesmal sehr anstrengend, da Fabian nicht sitzen wollte und über lange Zeit lautstark mitteilte, dass er so gar keinen Bock auf 10 Stunden Flug hatte.
Die Blicke der anderen Passagiere ließen sich noch aushalten, aber als sich dann Fluggäste einen anderen Platz suchten, war der Druck natürlich noch größer. Und die 10 Stunden waren sehr laaaaang. Tritte in den Vordersitz und die Prüfung, ob die Frisur der netten Dame vor ihm noch sitzt, waren da schon fast nebensächlich. Glücklicherweise war die nette Dame kommunikativ und verständnisvoll. Jana war übrigens das Musterkind in Person und total lieb.
Aber überraschenderweise gingen auch die 10 Stunden irgendwann rum und wir kamen sicher in Curacao an.
Dort wartete schon der Shuttleservice zum Hotel, diesmal kein Kleinbus, sondern ein echter karibischer Behindertentransport. Leider war nur ein Kind mit Rollstuhl angemeldet, obwohl ich vorher extra nochmal nachgefragt hatte und so stand ich erstmal mit allen Koffern da und durfte eine andere Familie in deren Taxi beglücken. Auch wenn der Kofferraum schon voll ist, in der Karibik kann man da noch zusätzlich vier Koffer unter-bringen – unglaublich. Der TÜV hätte sich zwar gefreut, aber der war ja zum Glück 8000km entfernt. Endlich im Hotel angekommen und mit dem Rest der Familie wieder vereint, durften wir unser Appartement beziehen.
Leider gab es auch bei der Zimmerbuchung ein Problem, über das wir aber vor Abflug bereits informiert waren. Die Familiensuite, die wir wegen Fabians schlechter Schlafsituation gebucht hatten, war leider doppelt belegt worden und so sollten wir die ersten Tage in anderem Räumlichkeiten schlafen. Leider konnte Fabian dort nicht alleine im Zimmer schlafen und man musste zusätzlich immer durch sein Zimmer, wenn man zur Toilette und ins Bad wollte.
Die erste Woche war gelinde gesagt eine Katastrophe, was die Schlafsituation von Fabian anging. Wir sind ja diesmal extra einige Tage eher angereist, da Fabian beim letzen mal wegen seiner Blindheit und der geänderten Medikamentengabe mit der Zeitumstellung massive Probleme hatte. Diesmal kam noch die räumliche Situation dazu, so dass der Start eigentlich nicht besonders gut war. Die unangenehme Zimmersituation verlängerte sich zudem von Samstag bis Dienstag, so dass wir erst nach einer Woche in die Familiensuite umziehen konnte. Zumindest konnte diese Misslage aber finanziell gelöst werden. Normalerweise konnte man von Deutschland aus einen Einkaufsservice in Anspruch nehmen, so dass am Ankunftsabend die wichtigsten Lebensmittel und ein paar Getränke schon im Zimmer waren. Das hatten wir auch wieder gebucht, zumal wir für die Kinder nicht so viele Lebensmittel mitnehmen konnten. Ihr ahnt es – das Einkaufen wurde leider vergessen. Zum Glück hatte unsere Begleitung noch 3 Tafeln Ritter Sport und ein Packung Erdnüsse dabei – der Abend war gerettet.
So – genug gemeckert. Warum schreibe ich das alle so ausführlich. Wie es im Leben so ist, der Mensch neigt eben dazu, Dinge zu vergleichen, auch wenn man das nicht tun sollte. Wir haben uns lange auf die Therapie gefreut und es kostet ja auch sehr, sehr viel Geld.
Beim der letzten Reise hatte eben alles perfekt geklappt und so war diesmal das Gefühl einfach nicht so, wie 2014. Aber es wurde besser 🙂
Die Therapiewoche begann dann aber mit einem schönen Gefühl der Vorfreude. Wir hatten uns ja die Therapeuten von 2014 wieder gewünscht, weil wir hofften, dass die Kinder sich irgendwie vielleicht erinnern können. Außerdem hatten Sebastian und Merel perfekt zu Fabian und Jana gepasst. Zu unserer großen Freude konnte Fabian wieder mit Sebastian arbeiten. Jana bekam Lisette als Therapeutin, was sich im Nachhinein aber ebenso als Glücksgriff erwies. Leider hatte sich Sebastian kurz vorher verletzt und konnte in der ersten Woche nur die Trockentherapien machen. In der 2. Woche konnte er aber Fabian auch im Wasser begleiten.
Die beiden „Jungs“ waren schnell wieder ein eingespieltes Team und ich finde es immer wieder beeindruckend, wie gut Sebastian Fabian einschätzen kann. Die Tage zeigten dann, dass Fabian sich bei der Therapie wunderbar entspannen konnte und einfach viel, viel ruhiger und ausgeglichener war. Sebastian probierte dieses mal viel mit einer Gewichtsweste und -Decke, sowie großflächigen Druckmassagen.
Das stellte sich im Laufe der 2 Wochen als ein wunderbares Mittel heraus, um Fabian in Stresssituationen abzuholen und wieder zu Entspannen. Wir haben das natürlich gleich versucht in den Alltag einzubauen und hatten überraschenderweise gleich Erfolg. Sicher funktioniert das in Schmerzsituationen nicht immer, aber zumindest haben wir mal wieder ein neues Mittel zum probieren. Fabian war ja in den letzen Wochen und Monaten sehr oft recht aggressiv sich und anderen gegenüber. Sicher war das auch eine Art Kommunikation „Ich habe Schmerzen“. Gegen Ende der 2. Woche wurde dieses Verhalten deutlich besser.
Fabian konnte sich sehr gut auf die verschiedenen Situationen einlassen und war sowohl zu Sebastian, als auch zu seinem Delphin Kanoa fast schon zärtlich. Sebastian wurde sogar geküsst und ständig umarmt, Kanoa liebevoll gestreichelt.
Sicherlich ist es noch zu früh und auch schwierig, hier von einem Therapieerfolg zu reden, jedoch haben wir Fabian in den letzen Monaten lange nicht mehr so entspannt und liebevoll gesehen.
Fabian hatte auch 2014 im Verhältnis zu Jana unserer Meinung nach weniger für Außenstehende sichtbare Veränderungen erfahren. Jedoch haben sich vor allem in den Monaten nach der Therapie noch einige Entwicklungen gezeigt. Hier hoffen wir, dass es diesmal wieder genau so ist.
Jana hatte 2014 nach der Therapie eine enormen Entwicklungsschub. Erste Veränderungen hatten sich ja bereits in Curacao abgezeichnet. Um so gespannter waren wir diesmal, wie sich Jana verhalten würde. Jana hatte ja besonders in Ihrer Aufmerksamkeit und Wahrnehmung, sowie in der Motorik große Fortschritte gemacht und auch behalten. So war sie dieses mal vom ersten Tag an sehr neugierig und immer mit einem Lachen zu sehen. Jana kann aber mittlerweile auch deutlich zeigen, wenn ihr etwas missfällt und so wurde die Wasserzeit immer mit einem lauten „Uuuuhhhhaaaaa“ begonnen.
Das Therapieziel dieses Jahr war eigentlich eine Vertiefung der 2014 begonnenen Punkte, insbesondere sollte weiter an der Verbesserung der Motorik gearbeitet werden, besonders am Greifen und Auswählen von Gegenständen. Aber auch die Kommunikation sollte verbessert werden. Wir möchten langfristig bei Jana mit unterstützter Kommunikation (Sprachcomputer o.ä.) arbeiten. Dazu ist es aber notwendig, dass Jana gezielt Objekte erkennen und auswählen kann. Jana konnte von Anfang an den vom Delphin Nubia gebrachten Ring von der Nase nehmen. Das war letztendlich ein Ziel 2014, welches Jana ganz zum Schluss erreicht hatte und nun immer noch konnte – toll.
Lisette versuchte mit Jana über Piktogrammkarten zu kommunizieren. Jana skizzierte mit den Karten den Therapieablauf und sollte so auch auswählen, was sie mit Nubia als nächstes machen möchte.
Das hat leider nicht funktioniert, Jana konnte die Karten scheinbar optisch nicht richtig unterscheiden, wobei die Unterscheidungsmerkmale auf den Karten schon sehr klein waren, z.B. Delphin mit Ball oder Delphin mit Ring. Jana wählte zwar meistens eine Karte, aber unserer Meinung nach nicht gezielt mit einem Grund. Das änderte sich schlagartig, nachdem Lisette die Karten durch Gegenstände ersetzte. Jetzt musste Fräulein Scheffler einen Ring oder einen Ball auswählen, damit wurde dann im Anschluss gearbeitet. Gegenstände konnte Jana problemlos und schnell unterscheiden.
Bei der Delphintherapie wird nach den Prinzipien der sensorischen Integration zur Verbesserung der Wahrnehmung gearbeitet. Jana kann ja ihre rechte Körperhälfte aufgrund der fehlenden linken Hirnhälfte nicht richtig benutzen. Eine „grobe Grundfunktion“ hat ja inzwischen mit viel Übung und kontinuierlicher Förderung die rechte Hirnhälfte übernommen. Um diese Funktionen weiter zu verfeinern und das Gehirn weiter zu stimulieren wurde in Curacao viel mit Igelbällen, Bürsten und Cremes gearbeitet. Jana musste weiterhin Gegenstände aus einer Wanne mit Bohnen suchen – all das ist Input und somit Futter für das Gehirn. Zusätzlich hat Lisette immer wieder Jana auf Ihren rechten Arm stützen lassen.
Für die Verbesserung der Kommunikation wurde diesmal auch wieder ganz viel am Mund gearbeitet. Jana wurde im Gesicht zur Detonisierung der Muskulatur massiert. Außerdem hat Lisette immer wieder mit einem Massagestab am Mund gearbeitet.
Die Therapie im Wasser mit Nubia war wieder geprägt von den Prinzipien der Verhaltenstherapie „Belohnung und Verstärkung“. Außerdem genoss Jana das freie Bewegen im warmen Wasser und streichelte immer wieder Nubia.
Anfangs hatte Jana beim Nebenherschwimmen neben Nubia mit der Wahrnehmung etwas Schwierigkeiten, da ja nur die Rückenflosse aus dem Wasser herausschaut. Erst nachdem Lisette Nubia öfters aus dem Wasser schauen ließ und Jana den Kopf vom Delphin sehen konnte, war auch das Interesse von Jana wieder geweckt.
Vorher hatten wir den Eindruck, dass Jana immer in der Gegend umher sah oder ihre Therapeutin Lisette anschaute. Jana zeigte aber auch neue Reaktionen im Wasser. Wenn Nubia über die Stange sprang, drehte sich Jana immer weg oder hob Ihren Arm, um sich vor den Wasserspritzern zu schützen.
Auch bei Jana ist es vielleicht noch zu früh, von sicheren Therapieerfolgen zu sprechen. Es sind aber erste Anzeichen von Verbesserungen bei der Sprache erkennbar. Jana plappert deutlich mehr und macht neuerdings viele Geräusche nach. Bei der Motorik meinen wir Änderungen beim Greifen wahrzunehmen. Jana kann jetzt Gegenstände nehmen und an andere Personen weitergeben. Außerdem ist sie deutlich agiler auf Ihrer Matte unterwegs und dreht sich auf dem Po sitzend ständig um die eigene Achse. Außerdem setzt sie immer häufiger den rechten Arm ein, um sich abzustützen.
Wir haben wieder viele neue Impulse aus Curacao mitgebracht und sind sehr dankbar für die vielen schönen Erlebnisse. Wenn auch der Start etwas holprig verlief, so hatten wir letztendlich 2 tolle Therapiewochen.
Wir sind hoffnungsvoll und gespannt auf die kommende Zeit.
Ein ganz herzliches Dankeschön gehört natürlich auch zu unserem Bericht. Vielen vielen Dank an alle Unterstützer, ohne die diese Reise erneut nicht möglich gewesen wäre.
Ein großes Dankeschön an alle Organisatoren bei Dolphin Aid, alle Mitarbeiter und Therapeuten des CDTC für Eure großartige Arbeit.
Und natürlich einen dicken Kuss an Kanoa und Nubia.
Wir sind unendlich dankbar.